Arbeitskreis „Kleindenkmale in Kuppenheim und Oberndorf“ – Arbeitskreis widmet seine Dokumentation Paul Frosch

Am neuen Stadtausgang ins Murgtal
Das Wegkreuz an der Murgtalstraße 21/23 (vor 1888)
Die Wegkreuze sind selten, bei denen Korpus und Kreuzesstamm im richtigen Größenverhältnis zueinander stehen. Hier stimmt alles: der Aufbau, die Form, die Proportionen. Das Ebenmaß und die Ruhe des klassizistischen Stils sind unverkennbar.
Das Kreuz selbst gibt keine Auskunft über Sifter und Entstehungsjahr. Aus einem Grundbucheintrag vom 10. Juli 1888 geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt das Kruzifix schon an dieser Stelle stand. Dabei gab es eine Merkwürdigkeit. Das Kreuz stand teils auf städtischem, teils auf privatem Grund. Der private Grundstückseigentümer, der Küfermeister Lukas Hirn, verpflichtete sich und seine Rechtsnachfolger, das von einem unbekannten Stifter errichtete Kreuz an der Landstraße Nr. 22 in Kuppenheim nach Rothenfels vor meinem Grundstück Plan 3 Cat. Nr. 439a … in den Schloßgärten, welch ersteres theilweise noch mit dem Fundament auf meinem genannten Grundstück steht, auf ewige Zeiten das genannte Kruzifix nach dem jetzigen Stand zu dulden und soll dies als Grunddienstbarkeit auf dem erwähnten Grundstück ruhen.70
Merkwürdig ist auch, dass der Stifter im Jahre 1888 bereits unbekannt war. Offensichtlich wurde das Kreuz zu einem Zeitpunkt errichtet, als das Grundstück Nr. 439 des Küfermeisters noch nicht bebaut war. Dieser bemerkte vermutlich erst beim Bau des Hauses den Überstand des Kreuzes. Es könnte sogar sein, dass seine Verpflichung zur Duldung des Kreuzes die Voraussetzung war für die Genehmigung seines Bauvorhabens durch die Stadt.
Mindestens bis 1867 – so zeigt es der amtliche Atlas der Gemarkung Kuppenheim für diese Zeit – war das Gebiet östlich der Stadtmauer unbebaute Feldflur. Die Verbindung zum Murgtal war die Schloßstraße. Die heutige Murgtalstraße, bis dahin ein Feldweg, wurde erst 1868 angelegt. Dazu musste die Stadtmauer durchbrochen werden. Jetzt bot es sich auch an, wie an den drei anderen Stadtausgängen auch am neuen zum Murgtal ein Wegkreuz zu erstellen, jetzt nicht mehr im barocken wie bei den anderen, sondern zeitgemäß im klassizistischen Stil.
Die gereimten Verse eines volkstümlichen Stoßgebets sind in kunstvoll gemeißelten altdeutschen Buchstaben auf dem Sockel des Kreuzes zu lesen:
Ich danke Dir Herr
Jesus Christ
Daß Du für mich gestorben
Bist
Ach laß Dein Blut und
Deine Pein
An mir doch nicht verloren
Sein
Ursprünglich umgab ein gezacktes Eisengeländer das Kreuz. Die Stadt ließ es 1957 entfernen, nachdem sich ein Kind daran tödlich verletzt hatte.
A.K.

Auch der folgende Bericht über das Wegkreuz in der Murgtalstraße enthält Informationen, die auf ihn zurückgehen. Paul Frosch war eine unerschöpfliche Quelle heimatkundlichen und ortsgeschichtlichen Wissens. Und es war ihm ein Herzensbedürfnis, dieses Wissen weiter zu geben und somit zu erhalten. Viele erinnern sich an seine geschichts- und naturkundlichen Führungen durch die Kuppenheimer Vorgebirgszone. Aber dem gebürtigen Kuppenheimer ging es noch um mehr. Er wusste um die Bedeutung historischer Denkmale für die Unverwechselbarkeit eines Ortes und setzte sich deshalb konsequent für deren Erhaltung ein. Als Stadtrat wie später im Arbeitskreis „Kleindenkmale“, dessen Mitbegründer er war.
Auf dem Bild ist ihm seine Freude anzusehen über die Rückkehr des geretteten und restaurierten Herr-Epitaphs in die Antoniuskapelle. Paul Frosch arbeitete bis zu seiner Erkrankung intensiv an der Dokumentation des Arbeitskreises über die Kleindenkmale in Kuppenheim und Oberndorf mit. Oft war er es, der aus seinem reichen Wissen über beide Orte und ihre Bewohner einen entscheidenden Hinweis geben konnte, wenn die Archive versagten.
Die Dokumentation ist jetzt abgeschlossen. Ihre Veröffentlichung kann Paul Frosch nicht mehr erleben, aber sie wird ihrerseits die Erinnerung an ihn wahren.
A.K.